Rückhaltebecken Fahrafeld

Rückhaltebecken Fahrafeld

Das Rückhaltebecken Fahrafeld

Das größte Projekt des Triesting Wasserverbandes hat am Montag, 22. Juni 2020 seinen Spatenstich: Nach vielen Jahren der Planung, der Grundstücksbeschaffung und der Bewilligungsverfahren, kann in Pottenstein, Ortsteil Fahrafeld der Spatenstich für das Herzstück des gesamten Hochwasserschutzes im Triestingtal durchgeführt werden. Auf den Äckern rund um diesen Spatenstich soll das zweitgrößte Rückhaltebecken in Niederösterreich mit einem Volumen von ca. 750.000 m³ entstehen. Dieses soll rund 30.000 Menschen im Triestingtal vor Überschwemmungen schützen.

Alleine die Grundstückbeschaffung dauerte mehrere Jahre lang. Von den Bundesforsten wurden riesige Waldflächen am Kahlkopf in Pottenstein angekauft, um den Grundeigentümern der Ackerflächen Tauschflächen anbieten zu können. Es musste kein einziger Grundeigentümer enteignet werden, mit allen fand man eine Lösung.

Nachdem die erste große Hürde mit den Grundeigentümern gemeistert war, begann die Detailplanung und die Bewilligungsverfahren. Aufgrund der Größe des Beckens musste man ein Gutachten der Staubeckenkommission einholen. Mittlerweile liegen alle erforderlichen Bewilligungen, vom Wasserrecht und Naturschutz bis zur Rodungsbewilligung, vor.

Letzten Endes ging es dann in die Ausführungsplanung und in die Ausschreibung. Die europaweite Ausschreibung verzögerte sich aufgrund der Covid-19 Krise. Mittlerweile ist der Auftrag aber vergeben und die Firma Porr als namhafte österreichische Baufirma hier Partner.

Nur durch die Zusammenarbeit der einzelnen Gemeinden entlang der Triesting im Wasserverband ist die Umsetzung solcher großen Projekte möglich, da für einzelne Gemeinden die Finanzierung von Rückhaltebecken dieser Dimensionen nicht finanzierbar wäre.

Die Finanzierung solcher Projekte wäre auch für den Verband allein in keiner Weise zu stemmen - nur durch die großzügige Förderung durch die entsprechenden Stellen des Bundes bzw. des Landes NÖ ist eine Umsetzung solcher Projekte überhaupt realisierbar. Für das Rückhaltebecken in Fahrafeld bekommt der Triesting Wasserverband die maximale Förderung von 90 %. Die verbleibenden 10 % für den Verband belaufen sich zwar immer noch auf rund 4 Mio. Euro, sind aber durch langfristige Kredite finanzierbar.

Projektdaten zum Hochwasser-Rückhaltebecken Fahrafeld:

  • Gesamtprojektkosten: ca. 43.000.000 €
  • Finanzierung: Bund und Land 90 %, TWV 10 %
  • Einreichung: Dezember 2014
  • Termin Staubeckenkommission: 16.11.2016
  • Wasserrechtliche Bewilligung: 13.06.2017
  • Geplanter Baubeginn: Sommer 2020 (Vorleistungen – Brücke bereits 2019)
  • Baudauer: voraussichtlich bis Ende 2022
  • Rückhaltevolumen: ca. 750.000 m³
  • Dammhöhe: max. 9,0 m
  • Höhe Dammkrone: 342,50 m ü.A.
  • Dammlänge: ca. 2.600 m

Über den Triesting Wasserverband Seit vielen Jahren ist der Triesting Wasserverband sehr bemüht, den Hochwasserschutz im Triestingtal voranzutreiben und kontinuierlich zu verbessern. Der Triesting Wasserverband wurde 1968 gegründet und besteht damit bereits seit 52 Jahren und hat mittlerweile 12 Mitgliedsgemeinden von Tattendorf bis Altenmarkt. Der Verband hat traditionell seinen Sitz in Leobersdorf und Leobersdorfs Bürgermeister Andreas Ramharter leitet mittlerweile seit 16 Jahren die Geschicke des Verbandes als Obmann.

In den ersten Jahren des Bestehens beschränkte sich die Tätigkeit des Wasserverbandes hauptsächlich auf Räumungs- und Instandhaltungsmaßnahmen. Damit konnte ein sicherer Abfluss gewährleistet werden und die Gefahr von Verklausungen bei Hochwässern wurde verringert.

Durch extreme Hochwasserereignisse seit den 1990ern ist man in den letzten Jahren dazu übergegangen, durch den Bau von Hochwasserrückhaltebecken und den parallel dazu PRESSEINFORMATION SPATENSTICH RÜCKHALTEBECKEN FAHRAFELD notwendigen linearen Maßnahmen, in Form von Ufermauern und Dämmen, nach einem umfassenden Hochwasserschutz für alle Verbandsgemeinden zu streben. Durch den Bau von Rückhaltebecken werden nicht nur Investitionen wie Häuser, Straßen, Autos etc. geschützt, sondern letztendlich auch die Menschen selbst, die unmittelbar im Hochwasserabflussbereich wohnen. Leider kann man gegen Naturgewalten keine 100%ige Sicherheit gewährleisten, aber durch die gesetzten Maßnahmen kann jedenfalls die Gefahr auf Leib und Leben auf ein Minimum reduziert werden.

Rückblick: Entwicklung des Hochwasserschutzes im Triestingtal Aufgrund der extremen Hochwässer von 1991, 1997 und 2002, sowie der Hochwässer 2006 und 2007 wurden im Triestingtal umfassende Studien erstellt, wie man den Hochwasserschutz für die Gemeinden entlang der Triesting verbessern kann. Die Triesting wird von mehreren Einzugsgebieten und Zubringern gespeist, die beiden größten Einzugsgebiete sind aber über dem Schöpfl und am Furtherbach:

Einzugsgebiet Schöpfl

Das größte Einzugsgebiet der Triesting befindet sich über dem Schöpfl - es sorgte immer wieder für lokale Überschwemmungen in Altenmarkt und auch in den unterliegenden Gemeinden. Bereits im Jahr 2012 wurde das erste Rückhaltebecken oberhalb von Weißenbach mit knapp 100.000 m³ Rückhaltevolumen in Betrieb genommen. Um Starkregenereignisse über dem Schöpfl bereits im Oberlauf abpuffern zu können, wurde im Jahr 2015 das Rückhaltebecken Kaumberg errichtet. Das Becken hat ein Volumen von ca. 110.000 m³ und kann ein 100-jähriges Hochwasser von 55 m³/s auf ca. 26 m³/s reduzieren. Einzugsgebiet Furtherbach Das Einzugsgebiet befindet sich im Bereich der Steinwandklamm und speist den Furtherbach, der in Weißenbach in die Triesting mündet. In den Jahren 2014-2016 wurden in Zusammenarbeit mit der Wildbach- und Lawinenverbauung entlang des Furtherbaches umfangreiche Maßnahmen gesetzt. Es wurden am Furtherbach zwei Rückhaltebecken errichtet, das Becken Kreuzbauer mit 140.000 m³ und das Becken Bigl mit 90.000 m³. Im Gegensatz zu den Becken in Kaumberg und Weißenbach befindet sich der Furtherbach im Hoheitsbereich der Wildbach- und Lawinenverbauung, dementsprechend wurden diese beiden Rückhaltebecken auch mit der Wildbach abgewickelt. Die beiden Becken sind für ein 50-jähriges Hochwasserereignis ausgelegt. Die Hochwasserwellen für das HQ50 können somit im Gemeindegebiet von Weißenbach an der Triesting von 85 m³/s auf ca. 62 m³/s gedrosselt werden.

Danksagungen

Ein wichtiger Teil für die Realisierung dieser Projekte ist die Akzeptanz in der Bevölkerung, insbesondere der direkten Anrainer und Grundeigentümer. Auch die Verhandlungen mit den Grundeigentümern über den Ankauf der erforderlichen Flächen waren teilweise recht hart aber immer fair. Leider können heute aufgrund der Covid19-Verordnung keine Anrainer anwesend sein, aber spätestens bei der Eröffnungsfeier soll ein würdiges Fest nachgeholt werden. Dem Triesting Wasserverband ist bewusst, dass vielleicht nicht alle Anrainer glücklich sind über das Rückhaltebecken mit den langen Dämmen. Bislang hatten sie hinter ihrem Grundstück einen freien Zugang zur Triesting, in Zukunft werden sie einen teils mehreren Meter hohen Damm vorfinden. Der Triesting Wasserverband stieß aber durchaus auch auf Verständnis, sollen durch das Rückhaltebecken doch rund 30.000 Personen im Triestingtal vor Überschwemmungen geschützt werden. Wie schon erwähnt sind solche Projekte nur durch die massive Förderung von Bund und Land finanzierbar. An dieser Stelle möchte sich der Triesting Wasserverband auch noch einmal in aller Form bei der Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl Leitner und ihrem Stellvertreter Herrn Dr. Stephan Pernkopf bedanken, einerseits für das zur Verfügung stellen der notwendigen Fördermittel, andererseits auch für die Betreuung durch das Team der WA3 unter der Leitung von Herrn Hofrat Wolfgang Bürger. Von Seiten des Bundes möchte sich der Triesting Wasserverband bei der Frau Bundesminister vom Ministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Frau Elisabeth Köstinger für die bereits erteilten Förderungen bedanken und bei der Abteilung Widbach- und Lawinenverbauung unter Herrn Hofrat Heinrich Grünwald für den reibungslosen Ablauf der bislang abgewickelten Baustellen.


Eine Vorstudie hat gezeigt, dass am Mittellauf der Triesting im Bereich Fahrafeld aufgrund der topographischen Geländesituation ein Hochwasserrückhaltebecken im größeren Maße möglich ist. Nach Abklärung der Grundstücksverhältnisse konnte die Lage des Dammes bestimmt bzw. positioniert werden. Es handelt sich um ein Becken im Hauptschluss. Durch die Positionierung des Dammes entlang des Siedlungsgebietes zur Vergrößerung des Stauvolumens ist eine Verlegung der Triesting auf einer Länge von ca. 950m notwendig. Das Stauraumvolumen beträgt ca. V=750.000m³.

Der Damm hat eine Länge von L=ca.2.600m und weist an seiner maximalen Stelle eine Höhe über Sohle H=ca.9m auf. Die Dammkrone befindet sich auf DOK=342,50 m ü. A. Um bei Extremereignissen die Sicherheit des Hochwasserrückhaltedammes zu gewährleisten, gibt es im Bereich des Grundablasses eine Hochwasserentlastung. Dies ist eine mit Wasserbausteinen gesicherte Überlaufstrecke, die auf einer Höhe von HWE=339,50 m ü. A. liegt. Somit kann bei Verklausung des Grundablasses bzw. einem größeren Hochwasserereignis als HQ100 das Wasser gezielt über die Hochwasserentlastung in Richtung Tosbecken abgeleitet werden. Unterhalb des Grundablasses befindet sich das Tosbecken. In diesem Bereich findet die Energieumwandlung statt, d.h., dass sich der Abfluss durch den Grundablass (erhöhte Fließgeschwindigkeiten) unterhalb wieder beruhigt.

Das Becken wurde im Dezember 2014 wasserrechtlich bei der BH Baden eingereicht - für Becken dieser Größenordnung (über 500.000 m³) ist ein spezielles Genehmigungsverfahren notwendig und ist dafür ein Gutachten der Staubeckenkommission einzuholen. Ein Baubeginn ist nach Verfügbarkeit der finanziellen Mittel für Spätherbst 2018 (Vorarbeiten wie Brückenbau und Leitungsumlegungen) vorgesehen.

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Diverse Bodenuntersuchungen (Bohrungen, Wasserstandmessungen, Probeschürfe, Pumpversuche, etc.) wurden und werden laufend durchgeführt. Es wurden auch schon Infoveranstaltungen für die Anrainer durchgeführt, damit diese über die Baumaßnahmen in ihrer Umgebung informiert werden. Des Weiteren wurde eine Landschaftsplanerin engagiert, welche die Bedürfnisse von Natur, Mensch und Technik in Einklang bringen - sowie die Nachnutzung des Rückhaltebeckens projektieren soll. Da das Becken nur sehr selten überflutet werden soll, ist der Triesting Wasserverband bestrebt, eine Nachnutzung vorzusehen welche es auch den Anrainern ermöglicht den Überflutungsbereich für Freizeitaktivitäten zu nutzen. Weiters gilt es auch die bestehende Festwiese der Feuerwehr Fahrafeld und den bestehenden Radweg in das Rückhaltebecken zu integrieren.

Projektdaten:

Kostenschätzung: ca. 40.000.000 Euro
Finanzierung: Bund und Land - ca. 85 %, Triesting Wasserverband - ca. 15 %
Rückhaltevolumen: ca. 750.000 m³
Dammlänge: ca. 2.600 m
Dammhöhe: max. 9,0 m (342,50m ü.A.)
Baubeginn: Spätherbst 2018  

Wasserbauliche Einreichplanung: Büro Perz, Ternitz
Wasserbauliche Detailplanung und Bauaufsicht - Bauphase 1: Büro Alpinfra, Wien
Projektsteuerung und Planerausschreibungen: Fa ILF - Consulting Engineers, Wien
Ökologische Begleitplanung: Büro Land.und.Wasser, Deutsch Wagram

Fotos:

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